ich & man - Formulierungen in wissenschaftlichen Arbeiten
- Belana Kulik
- 19. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Bestimmt kennst Du das: In wissenschaftlichen Arbeiten lesen sich Formulierungen wie "die Autorin verweist an dieser Stelle auf ..." oder "der Autor hat selbst die Erfahrungen gemacht" ...
Es gibt zahlreiche Varianten, um das Wörtchen "ich" zu umgehen. Manche Dozenten gestatten das Ich in der Einleitung oder im Fazit, bei einigen Arbeiten darf es sogar per se verwendet werden oder ist gar gefordert.
Wenn wir Studierenden aber auch nicht "der Autor" oder "die Autorin" schreiben wollen, dann wird es formulierungstechnisch schon etwas knapper mit den Auswahlmöglichkeiten.
Das Ich hat tatsächlich einen Freund, und der heißt "man". Denk einmal an Deine eigenen Texte oder die, die Du vielleicht schon gelesen hast: In fast jeder wissenschaftlichen Arbeit schleicht sich mindestens ein Ich oder Man ein. Dabei ist das Man immer Vater einer sehr unbestimmten und vage Aussage, die ohne diese Formulierung ganz anders dastünde.

Woher weiß ich jetzt, was ich verwenden darf und soll?
Dazu gibt es eine ganz einfache Antwort:
"man" sollte weder in der Einleitung, noch im Hauptteil oder Fazit auftauchen
"ich" sollte auf keinen Fall im Hauptteil zu lesen sein
Ob Du das Ich in der Einleitung und im Fazit verwenden darfst, hängt stark von Deinen Dozenten, deren Vorlieben und auch Deinem Thema ab.
Dazu hier ein paar Beispiele für Dich, bei denen in meinem Fall das Ich in Einleitung und Fazit geschrieben werden konnte:
Hausarbeit über das Thema Kulturvergleich Deutschland - Dänemark
Hausarbeit über das Thema Immobilienfonds & REITs
Bachelorarbeit über die Entstehungsgeschichte von Goa-Musik
Hausarbeit über die Entstehungsgeschichte von Electronic Dance Music
Was haben diese Hausarbeiten alle gemein? Die Themen sind für mich persönlich spannend! Natürlich gibt es Unterschiede in der Anwendungsart. Z.B. würde ich gern in Dänemark leben, daher sind für mich die Kulturunterschiede super interessant und Ausgangspunkt, wieso ich mich für das Thema entschieden habe. Mit Immobilienfonds und REITs hatte ich nie etwas zu tun, und das ist ein - aus meiner Sicht - wirklich trockenes Thema, das ich mir nicht selbst ausgesucht habe. Trotzdem habe ich im Fazit feststellen können, dass ich eine Menge gelernt hatte, und dies mit dem Ich kurz reflektiert. Meinen Zugang zu EDM habe ich erst gefunden, als die Musik schon beinah als Mainstream-Musik galt, dennoch war die Leidenschaft dafür entfacht, was mir natürlich ein ganz eigenes Forschungsinteresse in dem Bereich beschert - auch das habe ich in Einleitung und Fazit jeweils festgehalten.
Zwei Ausnahmen gibt es, bei denen das Ich durchweg Anwendung findet:
meine Hausarbeit über meine eigene Lesesozialisation
meine Hausarbeit über meine eigenen Stärken im Bereich Persönlichkeitsentwicklung & Psychologie
Beide Arbeiten beschäftigen sich mit der eigenen Entwicklung in einem spezifischen Bereich, wobei das eigene Selbst Subjekt und gleichzeitig Objekt der Forschung ist. Ganz einfach: Es geht um mich, und nur um mich. Dass meine Dozenten das Ich hier befürworten, erscheint wohl mehr als sinnvoll.
Ein wichtiger Grundsatz an dieser Stelle für all diese Fälle: Frag Deinen Dozenten! Jede Uni, jeder Dozent, jeder Prüfer und Zweitprüfer sowie jeder Fachbereich ist dabei unterschiedlich.
Was kann ich stattdessen schreiben? Welche Alternativen gibt es?
Passiv.
Damit ist eigentlich alles gesagt und das scheint mir dennoch eine der größten Herausforderungen zu sein, weil es eine grundlegend veränderte Angewohnheit im eigenen Schreibstil erfordert.
Hier ein Beispiel dafür:
In der Studie hat man herausgefunden, dass diese These keinesfalls bestätigt werden kann.
Und hier die Passiv-Variante:
In der Studie konnte herausgefunden werden, dass diese These keinesfalls bestätigt werden kann.
In der Studie wurde herausgefunden, dass diese These keinesfalls bestätigt werden kann.
Das Gleiche kannst Du auch für Ich-Formulierungen anwenden:
Aufgrund meiner Erfahrungen in diesem Bereich habe ich das Thema ausgewählt.
Ohne Ich:
Das Thema wurde aufgrund eigener Erfahrungen in diesem Bereich ausgewählt.
Klingt das im ersten Moment komisch für Dich? Wahrscheinlich. Dennoch bin ich der festen Überzeugung - ich denke, wir alle müssen da durch -, dass wir uns solche Schreibarten angewöhnen können und auch sollten.
Hast Du Formulierungen, bei denen Du einfach nicht weiter weißt? Schreib einfach in die Kommentare und ich antworte Dir mit Ideen, wie Du Ich und Man aus Deinen Sätzen verbannen kannst!
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